Deutsche Gesellschaft für Schiffahrts- und Marinegeschichte e.V.
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Geschichte der Schifffahrtsmedizin

Darstellung einer Operation auf der HMS Belfast, Bj. 1938, Museumsschiff in London / Foto: Satu Panzner

Seitdem der Mensch die Meere befährt, ergeben sich für ihn daraus besondere medizinische Fragestellungen, aus denen sich eigene wissenschaftliche Disziplinen entwickelt haben. Die Gesundheit von Schiffsbesatzungen ist mindestens ebenso bedeutsam wie die technische Funktionsfähigkeit von Seefahrzeugen und damit gefechtsentscheidend bzw. wichtig für den wirtschaftlichen Einsatz.

 

 

Eng verbunden ist die Geschichte der Schiffsmedizin mit der Entdeckung und Bekämpfung neuer Infektionskrankheiten aus den Tropen, oder auch des Skorbut, dessen Ursache sich den Ärzten erst sehr spät erschloss. Aber auch der Proviant und eine Verfügbarkeit von gutem Trinkwasser waren stets von großem Belang, genau wie die Hygiene und die Versorgung von Verwundeten. Bis zur Einführung von Dampfantrieben waren die schlechten hygienischen Zustände oft Ursache für ausbrechende Epidemien unter den auf engstem Raum zusammenlebenden Besatzungen und eine hohe Sterblichkeit.

Die Schiffe waren auch, abgesehen vom Problem der Ansteckung der eigenen Besatzung, eine wichtige Verbreitungsursache von Epidemien an Land wie beispielsweise der Pest. Die heute noch geläufige Bezeichnung der Quarantäne rührt etwa von der Tatsache her, dass man in Häfen einlaufende Schiffe erst einer 40-tägigen Beobachtungsperiode – der sog. Quarantina – unterstellte, bevor Besatzung und Fracht an Land durften. Eine berüchtigte Krankheit an Bord stellte das Fleckfieber dar, das sogar den Beinamen ‘Schiffstyphus’ erhielt.

Waren es zunächst Schiffsbarbiere, die die Versorgung von Kranken auf längeren Fahrten übernahmen, professionalisierte sich die Schiffsmedizin immer mehr und es wurden frühzeitig medizinische Innovationen eingeführt. So hatten die Schiffe der Kaiserlichen Marine eine moderne Lazarettausrüstung mit Röntgeneinrichtungen und bereits fortschrittliche Arzneimittel an Bord, bevor man diese in der Medizin an Land verwendete.

Die Geschichte der Schiffsmedizin – zivil wie militärisch – hat eine lange Tradition bei der DGSM. Schließlich war Gründungsmitglied Flottenarzt d. R. Prof. Dr. Hans Schadewaldt führend auf diesem Gebiet und genoss durch seine unzähligen Publikationen und Vorträge im In- und Ausland weltweites Ansehen. Auch heute noch stellt das Thema ein sehr wichtiges Forschungsgebiet dar und wird von DGSM-Mitgliedern aus Hochschule und Bundeswehr aktiv beforscht.

 

Dr. Frederik Vongehr

Provisorische Schiene für gebrochenes Bein auf See - Foto: Satu Panzner
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