Die Geschichte der Handelsschifffahrt ist facettenreich und geht bis weit in die Antike zurück. Der Handel und Transport von Waren war und ist auch heute noch in größerem Umfang am besten über den Wasserweg möglich. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um Binnengewässer oder um Meere handelt.
Zahlreiche archäologische Funde sowie Überlieferungen bezeugen den Handel bereits in der Antike in unterschiedlicher Ausprägung. In Griechenland und Italien beispielsweise, gibt es zahlreiche Museen,
die Transportbehälter der Antike ausführlich in ihren Räumen ausstellen. Die Rede ist von Amphoren, aus Ton geformten bauchigen Behältern mit Henkeln und Fuß in unterschiedlicher Ausprägung, die eine
sehr lange Zeit zum Transport von Flüssigkeiten z.B. wie Wein, Öl aber auch als Universalbehälter genutzt wurden. Auch alte Reliefs zeigen in diversen Ausformungen die Bedeutung der
Handelsschifffahrt in der Antike.
Eine weitere Ausprägung der Handelsschifffahrt, die wir aus heutigen Sicht schon als „global“ bezeichnen können, stellt die Hanse dar. Die Hanse, seit dem 12./13. Jahrhundert ein Zusammenschluss von „deutschen“ und insbesondere „norddeutschen“ Handelskaufleuten, die sich „genossenschaftlich“ orga-nisierten, um ihre Handelsinteressen im Ausland als Gemeinschaft besser durchsetzen zu können. Vornehmlich war die „Hanse“ (wir verstehen darunter hier vorwiegend die „deutsche Hanse“) im Ostseeraum aktiv. Im Westen erstreckte sie sich bis ins heutige England, im Norden bis ins heutige Skandi-navien (Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland) und im Osten erstreckten sich die Handelsrouten der Hanse bis ins heutige Russland, wobei Nowgorod den äußersten Punkt im Osten an der Ostseeküste bezeichnete. Südlich erstreckte sich die Hanse bis nach Nürnberg und im Osten nach Krakau und Warschau.
Gehandelt wurden vornehmlich Rohstoffe und Massengüter wie Holz, Getreide, Fische, Pelze, Honig, Bernstein und Wachs sowie andere Waren im Austausch gegen Fertig- und Luxuswaren wie Tuche, Wein,
Gewürze, Salz, Waffen und so weiter.
Die Macht der Hanse bröckelte langsam mit der europäischen Expansion nach Indien, in die Amerikanischen Staaten sowie in die Südsee.
Hier begann – vor allem nach den verbesserten Navigationsmöglichkeiten durch die Erfindung der Harrison Uhr, die eine Bestimmung der Längengrade möglich machte und dadurch eine sicherere
Ortsbestimmung auf See ermöglichte die weitere Ausbreitung des Warenhandels.
Der Handel expandierte auf andere Kontinente, die Handelswaren veränderten sich durch die Entdeckung neuer Importwaren wie Tee, Kaffee, Kartoffeln, Mais aber auch Edelsteine, Gewürze (z.B. Nelken,
Anis) und später dann Menschen als Arbeitskräfte (Sklaven). Der Sklavenhandel, obwohl zu einer Zeit als die Wirtschaft in den Überseekolonien am florierendsten blühte, bezeichnet eines der dunkelsten
Kapitel der Handelsgeschichte.
Der Handel mit den Südseeinseln und Staaten stellt ein eigenes Kapitel der Handelsgeschichte dar und ist durchaus interessant und facettenreich, da er viele weitere neue Errungenschaften nach Europa
brachte, wie z.B. Tätowierungen (von den Maori).
Mit der Ablösung des Segels als Antriebskraft durch den Dampf- bzw. später Dieselantrieb explodierte und erweiterte sich der weltweite Handel förmlich. Neben der Verbesserung der Antriebskraft und
somit der Verlässlichkeit und Geschwindigkeit der Handelsschiffe, wurden auch allmählich die Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord der Handelsschiffe optimiert. Der Beruf der See-leute in
unterschiedlichen Mannschafts- und Offiziersgraden wurde standar-disiert durch eine einheitliche Ausbildung.
Neue Berufe wie z.B. der des Funkers wurden eingeführt und verschwanden später wieder durch die Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik an Bord.
Heute dominieren Containerschiffe den weltweiten Handel und globalen Warenaustausch, machen ihn sehr erschwinglich. Dennoch geblieben sind andere Schiffsformen wie Tanker, Schwerlasttransportschiffe und Massengutfrachter sowie Binnenschiffe unterschiedlicher Couleur.
All das und noch viel mehr umfasst die Geschichte der Handelsschifffahrt.
Satu Panzner
* Foto von 2017 mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven.