Deutsche Gesellschaft für Schiffahrts- und Marinegeschichte e.V.
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Maritime Kunstgeschichte

Mit der Kunstgeschichte als Teil der Geschichtswissenschaft spannt sich ein breiter Bogen von Bereichen und Themen, die mit maritimer Geschichte in Berührung kommen. Nicht nur graphische Kunst, wie Zeichnungen, Gemälde, Gouachen, Drucke und Hinterglasbilder, auch dreidimensionale Kunstgegenstände, wie Votivmodelle, Schiffsmodelle und Tafelaufsätze in Schiffsform, dazu der ganze Bereich des Kunsthandwerkes und auch die Fotographie gehören dazu.

Das größte Interesse dürfte das graphische Werk an sich ziehen. Besonders Gemälde und Zeichnungen verleiten dazu, ales dort sichtbare für die Realität zu halten. Real ist dabei lediglich die Idee, wie der Künstler oder seine Auftraggeber die Welt sehen. Und da kann viel Subjektivität, Propaganda und Intention enthalten sein. Natürlich muss der Betrachter das Gemeinte erkennen und mit sich und seiner Wirklichkeit verbinden können. So werden Gemälde komponiert, die Symbole wie Staatsflaggen und Wappen, in das richtige Licht rücken, oder Ereignisse so präsentieren, wie man es gerne gesehen wissen möchte.Selbst einfache Schiffsdarstellungen zeigen oft eine Realität, die es nicht gab. Im Hintergrund werden Silhoutten (z.B. Marseille, Ägypten und besonders Neapel) gezeigt, die Prestige bringen, wo aber das Schiff nicht unbedingt gewesen sein muss.

Seeschlacht bei Lissa (1866) - Foto: Marko Richter

Dieses italienische Gemälde befand sich 2013 im italienischen Nationaldenkmal „Monumento a Vittorio Emanuele II“ in Rom. Es war Bestandteil einer militärhistorischen Ausstellung Italiens seit den Einigungskriegen im 19. Jahrhundert. Dazu gehörte auch die Seeschlacht bei Lissa 1866. Diese für die italienische Marine als verloren geltende Schlacht, hatte aber einen Lichtpunkt. Das alte hölzerne Linienschiff Österreichs mit dem prestige-trächtigen Namen „Kaiser“ wurde schwer beschädigt und hatte einen größeren Brand an Bord. Nach dem Gefecht gab es unverwüstliche Gerüchte wegen eines angeblichen Unterganges, so dass der österreichische Admiral an Bord des Schiffes einen offiziellen Empfang von Diplomaten veranstalten mußte, um das Gerücht zu zerstreuen.

Bugrelief eines Kriegsschiffes (Triemiolia) aus dem frühen 2. Jhd v. Chr. am Fuße der Akropolis von Lindos auf Rhodos | Foto: Stephan Karraß

Selbst die Fotographie kann leicht Scheinwelten erzeugen, in dem man eine Inszenierung fotografiert und diese Tatsache verschweigt oder einfach einen genehmen Ausschnitt wählt.

Schiffsdarstellungen sind seit der Antike bekannt, meist in Bezug auf religiöse Themen oder Mythen und Sagen. Wie oft wurde die „Argo“ dargestellt? Oder Odysseus mit den Sirenen? Nicht immer erkennen wir die angedachte Hintergrundgeschichte – Fehlinterpretationen sind vorprogrammiert. Haben die Seeschlachten der Frühen Neuzeit tatsächlich so stattgefunden? Und wer konnte durch den gewaltigen Pulverqualm von tausenden Geschützen die ganze Situation überschauen?

Ganze Malerwerkstätten mit Meister, Meistergesellen und vielen Zuarbeitern können von den offiziellen Aufträgen aus den Niederlanden, England und Frankreich leben. Namen wie Willem van de Velde, Bakhuizen, Zeeman, Serres, Ozanne, Brooking, Pocock, Vernet und viele andere sind mit dieser Epoche verbunden. Im 19. Jahrhundert kommen menschliche Emotionen auch in maritimen Gemälden als Hauptthema hinzu. Aiwasowski und Dahl sind hier zu erwähnen.

Bildliche Interpretation des Angriffs des Lübecker Flaggschiffs "Der Engel" auf das schwedische Flaggschiff "Mars" im Jahr 1564. Marinemaler Hans Bohrdt hat das Gemälde 1901 gemalt, es befindet sich im Roten Saal des Rathauses in Lübeck | Foto: Stephan Ka

 In diesem Jahrhundert explodiert die Kunst und alles wird dargestellt. Ein unendlich scheinendes Spektrum von Themen, Stilrichtungen und Darstellungsformen entsteht. Oft genannte Künstler wie Borhdt, Stöwer und Bergen weichen auch politischen Darstellungen von Seekriegsereignissen nicht aus.

Bis heute ist die Kunstproduktion mit maritimen Themen nicht abgeebbt. Und auch das Interesse daran ist groß, wie der Kunsthandel mit historischen und aktuellen Produktionen zeigt.

 

Text: Marko Richter

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