Die Ozeanografie (besser: physikalische Ozeanografie) befasst sich mit
physikalischen Vorgängen in und auf den Meeren und ist ein Teilbereich der Meereskunde, der „Meereswissenschaft in ganzer Breite“, zu der auch Meeresbiologie, Geochemie, Meeresökologie und noch
weitere Bereiche gehören.
Ozeanografie erforscht Meeresströmungen, Wärmeinhalt der Ozeane in Bezug zur Temperatur, Salzgehalt, Schallgeschwindigkeit, ozeanische Akustik, Schwebstoffe und Lichtdurchlässigkeit. Es werden
auch Phänomene wie Turbulenzen, Seegang, Gezeiten, Driftströme und der Wärmetransport untersucht. Zum Einsatz für Analysezwecke kommen dabei in heutigen Zeiten z.B. Vermessungs- und
Forschungsschiffe, Bojen, Sensoren und Meeresobservatorien, aber auch Satelliten.
Die Geschichte der Ozeanografie ist dabei eng mit der Geschichte der Navigation verknüpft, ermöglichte letzere doch erst mit der Einführung von Jakobsstab, Astrolabium, Sextant
und Schiffschronometer eine verlässliche Bestimmung geografischer Koordinaten und Positionen, so dass sich bestimmte Örtlichkeiten dann gezielt anfahren und erforschen ließen und somit
Meeresströmungen auf offener See analysiert werden konnten.
Erste Ansätze zur Erforschung der Meere gehen dabei zwar schon aufs Altertum zurück, aber erst 1513 wurde der Golfstrom entdeckt und 1603 erstmals verschiedene Meeresströmungen beschrieben.
Erste Karten von Meeresströmungen gab es dabei erst ab 1678.
Eine erste herausragende meereskundliche Expedition wurde 1698 durch den britischen Mathematiker, Karthographen, Geophysiker und Meteorologen Edmond Halley durchgeführt, der 1688 auch
bereits durch die Erstellung von Karten der Windverhältnisse des Atlantischen Ozeans auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Im 18. Jahrhundert begann auch langsam eine systematische Erforschung der ozeanografischen Verhältnisse auf den Weltmeeren, die in der Veröffentlichung von ersten Seekarten, Seehandbüchern
und Gezeitentafeln mündete und für die wachsende Schifffahrt immer mehr an Bedeutung gewann. 1786 wurden schließlich Karten von Meeresströmungen gezeichnet, die dazu dienten, die Reisezeit mit
Segelschiffen zwischen Europa und Amerika zu verkürzen.
Erste Sammlungen von Schiffsbeobachtungen wurden vom US-Marineoffizier Mathew Fontaine Maury Mitte des 19. Jahrhunderts zusammengeführt, ausgewertet und 1847 in Form von Wind- und
Strömungskarten veröffentlicht.
Diese Veröffentlichungen mündeten 1853 in der ersten Brüsseler „Internationalen Hydrographischen Konferenz“, auf der sich die Konferenzteilnehmer um die Einführung einer einheitlichen Erhebung
und Auswertung von Schiffsbeobachtungen bemühten. Diese und folgende Abstimmungsgespräche führten dann auch zur Einrichtung eines internationalen Beobachtungdienstes, der auch heute noch existiert
und 6000 Fischerei- und Handelsschiffe umfasst.
Das Jahr 1872 wird als Wendemarke für den Anbruch des Zeitalters der modernen Meereskunde angesehen, weil in diesem Jahr mit der Durchführung der 68.890 Seemeilen umfassenden
Challenger Expedition erstmals eine mehrjährige meereskundliche Forschungsweltreise angetreten wurde.
Es folgten weitere Expeditionen (Plankton-Expedition 1889, Pola-Expeditionen 1890-1898, Valdivia-Expeditionen 1898-1899), die eine topografische, chemische,
biologische und eben auch für die Ozeanografie wichtige physikalische Bestandsaufnahme in den Weltmeeren zum Ziel hatten und bei der nicht nur erste grundlegende Erkenntnisse erhoben,
sondern auch Standards bezüglich der Messemethodik entwickelt wurden.
Die Ergebnisauswertung der Expeditionen führte dann auch zur Entwicklung von ersten realistischen dynamischen Modellen, so dass damit auch der Weg der theoretischen Ozeanologie beschritten
war.
Die Geschichte der Ozeanografie schaut also hinter die Kulissen der Entstehungsgeschichte der Ozeanographie und beleuchtet deren Hintergründe, Entwicklungen und Zielsetzungen unter damaligen und
heutigen Gesichtspunkten.
Stephan Karraß
* Foto: Wikipedia Commons, File:Commander Matthew Fontaine Maury USN painting.jpg das am 16.11.17 als gemeinfrei eingstuft war, da es von einem Mitarbeiter der US Navy
gefertigt wurde und somit public domain ist.
** Foto: Wikipedia Commons, File:Challenger expedition.jpg, das am 15.11.17 als gemeinfrei eingestuft war, da der Autor/Fotograf des Bildes mehr als 70 Jahre tot
ist.
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